Die AfA Rhein-Neckar hatte am 17.11.2009 Betriebsräte eingeladen, um über Entlassungen, Tarifflucht und Lohnduming im Schleckerkonzern zu berichten.
Aktueller Fall aus Sandhausen bei Walldorf (Baden):
Dort wird am 25.11.09 die seit Jahren bestehende Schlecker-Filiale geschlossen und den Beschäftigten (meist Frauen, oft alleinerziehend) wurde gekündigt. Ein paar Meter weiter wird dann am 27.11.09, kurz vor Weihnachten eine neue und größere Schlecker XL-Filiale eröffnet. Nach eigenen Angaben des Unternehmens haben beide Firmen nichts miteinander zu tun. Tarifverträge werden nicht angewendet, da sich Schlecker XL beim (hauseigenen?) Personaldienstleister MENIAR (=MENschen In ARbeit) der Leiharbeit bedient. Ein prekärer Lohn von nur 6,78 € / Stunde ist die Regel, im Gegensatz zu ca. 12 € vorher. Der Arbeitgeber ist dann nicht mehr Schlecker sondern die Leihfirma. So wird das „unternehmerische Risiko“ indirekt auf die Beschäftigten abgewälzt.
Wir alle wissen, dass Miete, Strom, Heizkosten und Essen bezahlt werden müssen. Wie sollen aber Menschen in Deutschland von Verträgen mit max. 13 Stunden/ Woche und 6,78 € ihren Lebensunterhalt bestreiten? Viele benötigen 2-3 Jobs, um davon leben zu können und zu allem Hohn fordert jeder einzelne Arbeitgeber höchste Flexibilität.
Vom psychischen Druck, der auf den Mitarbeiterinnen und Betriebsräten lastet, werden viele krank, weil sie um ihre Existenz bangen.
Die SPD und die Gewerkschaft ver.di machen seit Monaten auf dies aufmerksam. Mehr Infos unter www.rhein-neckar.verdi.de, dort gibt es auch die „Rote Karte für Schlecker“. Die Betriebsräte haben im September dieses Jahres eine Resolution verfasst, die wir euch gerne auf Anfrage zur Verfügung stellen. Diese darf kopiert und weiterverteilt werden an Freunde, Bekannte usw. damit diese Zustände angeprangert werden.
Die AfA Rhein-Neckar fragt sich:
Müssen wir in solchen Märkten einkaufen gehen? Gerade im Drogeriebereich gibt es auch positive Alternativen wie die Drogeriemarktkette dm. Vielleicht sollte die Firma Schlecker XL die Erfahrung machen dürfen, dass wir als Kunde durchaus in der Lage sind zu entscheiden, wen wir mit unserer Kaufkraft unterstützen.
Wir fordern Schlecker XL auf:
- menschengerechte Arbeit anzubieten
- keine prekären Arbeitsverhältnisse zuzulassen
- gewählte Betriebsräte zu übernehmen
- Tarifverträge zu akzeptieren
Keine „Schlecker-Mania“ (= Mania, griech. Göttin, der Menschen geopfert wurden.)
Schlecker opfert menschengerechte Arbeit und soziale Gerechtigkeit der Profitgier.
Was kann jeder Einzelne von uns für die Beschäftigten tun?
- Schlecker XL die „Rote Karte“ zeigen
- Die Resolution verteilen
- Die Kaufkraft sinnvoll einsetzen
- Sich an Mahnwachen beteiligen
Die nächste Mahnwache findet in Sandhausen am 27.11.2009 von 15-17 Uhr mit der Gewerkschaft ver.di, vor der Schlecker XL-Filiale in der Hauptstrasse statt. Die AfA wird sich hieran beteiligen und bittet alle Bürgerinnen und Bürger das Gleiche zu tun.
Ihre Cordula Becker
AfA Kreisvorsitzende Rhein-Neckar
