Herrn Dr. Dieter Hundt
c/o Bundesvereinigung der
Arbeitgeberverbände
Breite Strasse 29
10178 Berlin
Rede von Franz Müntefering über die Folgen der Globalisierung für die demokratisch organisierten Nationalstaaten
Guten Tag Herr Dr. Hundt,
im Kraichgau spielt sich zur Zeit folgendes Szenario ab:
· 200 Entlassungen bei Leifheit in Zuzenhausen
· massiver Personalabbau bei Vectron International in Untergimpern
· Sozialplanverhandlungen bei Reum-Mühling ( früher Hüppe )
· Rationalisierungen MWH in Helmstadt
· Rationalisierungen bei FOQ in Bad Rappenau
· Ungewisse Zukunft bei Umdasch, Neidenstein
So ist die Realität und das wissen Sie auch ganz genau.
Wenn Franz Müntefering von der international wachsenden Macht des Kapitals und der totalen Ökonomisierung eines kurzatmigen Profithandelns spricht, hat einer endlich den Mut, öffentlich zu sagen, was Realität ist.
Die Macht großer Konzerne engt den Spielraum von Staaten ein. Profitgier und manchmal betrügerische Zockermentalität selbst in Weltunternehmen greifen um sich. Nationalstaaten spielen im Prozess der Globalisierung eine immer geringere Rolle. Weltweit ausgerichtete Unternehmen dagegen sind transnational organisiert. Sie haben kein festes Zentrum in einem Nationalstaat und sind folglich auch durch nationale Begrenzungen nicht erreichbar.
Die Manager transnationaler Wirtschaftsunternehmen handeln allein nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung, allein der shareholder value zählt. Ethische Überlegungen in Richtung der Personen, die durch ihren persönlichen Arbeitseinsatz dieses Ergebnis ermöglichen , sind leider Fehlanzeige.
Das, was sich im Moment im Kraichgau abspielt, ist Marktwirtschaft pur, die Unternehmensführungen handeln ohne jegliche soziale Verantwortung den Betroffenen gegenüber.
Sie halten die Äußerungen von Franz Müntefering für realitätsfern. Für den Arbeitgeber, so sagen Sie, stünde der Mensch im Mittelpunkt aller Bemühungen. Den vom Arbeitsplatz-Ausverkauf Betroffenen einer ganzen Region müssen Sie mal erklären, dass diese im Mittelpunkt aller Bemühungen der Unternehmenseigner stehen. Die werden Ihre Argumentation nicht verstehen.
Viele Grüße aus dem Rhein-Neckar-Kreis
Gisbert Kühner
Vorsitzender der AfA Rhein-Neckar